Übersicht des «Nächtliches Tanzvergnügen 2.0»

– Ankündigung: Nächtliches Tanzvergnügen 2.0 >>>
– Aufruf: Auf zum Nächtlichen Tanzvergnügen 2.0 in Aaraul >>>
– Communiqué: Nächtliches Tanzvergnügen 2.0 >>>
– NVT 2.0 – Ein Erlebnissbericht mit Fazit >>>
– Fotogallerie und Rede >>>
– Medienberichte >>>



Nächtliches Tanzvergnügen vom 3. Dezember 2011.


Ankündigung: Nächtliches Tanzvergnügen 2.0

Samstag, 22. September 2012, Kantipark, Aarau


Nicht nur die Tage werden immer kürzer und kälter, auch das gesellschaftliche Klima in der Schweiz gleicht immer mehr einer Polarwüste. Wir haben ein Gegenmittel: Eine lange, heisse Nacht in Aarau. Wir laden dich und alle deine Freund_innen ganz herzlich ein, mit uns am 22. September 2012 feiernd und tanzend durch Aarau zu ziehen.

Weder Dresscode, noch Uniform

Wir wollen mit euch eine Party feiern, ohne vorher jene um Erlaubnis zu fragen, die Mitschuld am Verschwinden kultureller und politischer Freiräume sind. Denn diese Projekte stehen, wie das Beispiel der Reitschule in Bern zeigt, unter ständigem Beschuss oder werden, wie die «illegalen Partys» in Zürich, zu einem kontrollierten und regulierbaren «Angebot der Stadt» gemacht. Zwar gibt es bis Dato in Aarau keinen solchen selbstverwalteten Freiraum, aber auch die Zukunft etablierter Kulturangebote wie das KiFF, der Flösserplatz, das Atelier Bleifrei, das Wenk oder das KBA ist ungewiss. Wo soll dann gefeiert werden? Die Altstadt wird schliesslich auch immer mehr als Problemzone, anstatt als Treffpunkt betrachtet. Und auch der neue Bahnhof lädt durch Konsumzwang und Wegweisungen nicht zum Verweilen ein.

Weder Gästeliste, noch Eintrittskontrollen

Nun aber genug gejammert, denn wir haben es selbst in der Hand! Komm auch du nach Aarau zum Nächtlichen Tanzvergnügen 2.0 und erkämpfe dir so mit allen Teilnehmenden ein Stück temporären Freiraum! Mit einem Live-Wagen (Hiphop bis Punkrock) und einem DJ-Wagen (Progressiv & Psytrance) tanzen wir durch das beschauliche Städtchen. Natürlich wird auch für dein leibliches Wohl gesorgt: An der fahrenden Bar gibt es Getränke und Kleinigkeiten zu essen.

Bei dieser Party gibts weder Gästeliste, noch Vorverkauf und Eintrittspreis. Komm vorbei, nimm all deine Freund_innen mit und lass die schlechte Laune zu Hause.

Bis dahin verbleiben wir mit grosser Vorfreude!
Nachttänzer_innen

Binz bleibt Binz! | Reitschule bleibt laut! | Hammer bleibt wild! | No Racism! | No Sexism! | No Homophobia!

Falls dir Parolen schreien, tanzen und darauf aufmerksam machen, dass gewisse Sachen nicht erwünscht sind (Rassismus, Sexismus, Homophobie, ...) nicht reichen sollte, schreib doch bitte dem Orga-Kollektiv eine persönliche Nachricht, erzähl ein wenig von dir und verrate, was denn genau deine Ideen sind. Wir besprechen dann, wie wir dazu stehen.
Uns ist bewusst, dass das vielleicht nicht der beste Weg ist, mit Menschen, die Eigeninitiative zeigen, umzugehen, jedoch liegt es uns am Herzen, dass dieser Anlass weder von Politiker_innen jeglicher Couleur, noch von unpolitischen Partyveranstalter_innen für ihre eigenen Zwecke missbraucht wird.
Jedem_jeder steht es schlussendlich frei, eigene Aktionen durchzuführen, nur ist das Ändern vom Inhalt bestehender Aktivitäten ist nicht gerade die feine Art.


Neuigkeiten vom 22. August 2012:

«Unabhängig davon, ob Sie um Erlaubnis fragen und ein formelles Gesuch stellen wollen oder nicht, bewilligt die Stadt Aarau den Anlass.» (Zitat: Daniel Ringier, Chef Stadtpolizei Aarau)

Wärend des Umzugs sorgt eine fahrende Bar dafür, euren Durst und den kleinen Hunger zu stillen. Für sämtliche Getränke, sowie für das Essen haben wir keine festen Preise. Jede_r bezahlt so viel, wie er_sie für richtig hält. Dazu wollen wir noch festhalten, dass der ganze Anlass nur durch eure Spenden finanziert wird.



Gekleisterte Sprechblase im September 2012 in Aarau.


Aufruf: Auf zum Nächtlichen Tanzvergnügen 2.0 in Aarau!

Selbstverwaltete Freiräume erkämpfen und verteidigen!
Ein Angriff auf die herrschenden Verhältnisse! – Auf zum Nächtlichen Tanzvergnügen 2.0 in Aarau!


Am 22. September 2012 findet in Aarau das Nächtliche Tanzvergnügen 2.0 statt. Schon im letzten Dezember haben sich unter diesem Namen über 300 Menschen die Strassen Aaraus genommen und auch dieses Jahr wird Aarau nicht ruhig bleiben. Nun sieht es gar danach aus, als ob weitaus mehr Menschen diese beschauliche Kleinstadt besuchen, um gemeinsam tanzend dem Ärger über die herrschenden Zustände Luft zu machen.

Selbstverwalteter Freiraum – Hier, dort und überall!

Ein Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse ist dringend nötig. Was wir uns täglich zu erkämpfen versuchen, ist ein freies, selbstbestimmtes Leben für alle. Doch dafür scheint es im Status Quo keinen Platz zu haben. Freiräume, die durch Eigeninitiative und durch den Willen zur Veränderung aufgebaut wurden, stehen je länger je mehr unter Druck. Der Hammer in Luzern wird in Kürze verschwinden und auch Projekte, wie beispielsweise das Biotop in Biel oder die Autonome Zone Binz in Zürich, sind räumungsbedroht und akut gefährdet. In manchen Städten ist der Aufbau selbstverwalteter, unkommerzieller Räume schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit, wie das Beispiel von Fribourg in diesem Juli zeigt. Dort wurden im Zuge der Wiederbelebung eines ungenutzten Kinos 50 Menschen unter haltlosen Argumenten verhaftet und zur DNA- und Fingerabdruckabnahme gezwungen. Dieses Beispiel der Repression ist keine Einzelheit. Und doch kämpfen Menschen weiterhin gegen den Status Quo, um sich ihre eigenen Freiräume zu erschaffen und ein schöneres Leben zu führen.

So gibt es auch in Aarau Leute, die nicht müde werden, sich dem Diktat dieser grauen Stadt zu widersetzen. In leer stehenden Häusern wird gefeiert und der so genannt «öffentliche Raum», der bestimmt durch Repression, Einschränkungen und Wegweisungen nichts mehr von diesem öffentlichen Charakter hat, wird durch autonom organisierte Veranstaltungen wiederbelebt. Es wird versucht, leer stehende Häuser längerfristig zu beleben und sie wieder bewohnbar zu machen, um so eine andere Form des Zusammenlebens zu praktizieren. Ein Zusammenleben, das nicht durch Profitmaximierung, Konkurrenzdenken und Gleichgültigkeit bestimmt wird, sondern durch gegenseitige Hilfe, Offenheit für Veränderung und dem Gehen neuer Wege geprägt ist.

Warum es uns in Aarau nicht gefällt

Äussern wir Kritik an der Kleinstadt Aarau bezüglich fehlender Freiräume, fehlendem Platz zur kreativer Entfaltung oder schlichtweg Repression seitens Stadt gegenüber Menschen, die einen anderen Weg zu gehen versuchen, wird das schnell mit fadenscheinigen Floskeln abgetan. Was wir uns denn beklagen würden. Wir Jungen hätten doch so viele Kulturzentren, Freiräume und Jugendzentren, wie schon lange nicht mehr.

Doch einfach nur mitmachen reicht uns nicht. Es reicht uns nicht, dass wir uns subventionierten Aarauer Kultur-Angeboten wie dem KiFF, dem Wenk oder dem Flösserplatz anschliessen können, um uns bloss wieder in festgefahrene Strukturen zu begeben. Dass wir uns auch dort dem Diktat von Stadt, Profitmaximierung und Eintrittskontrollen unterwerfen müssen, um auch dort sieben Franken für ein Getränk zu bezahlen, dass im Einkauf nur einen Bruchteil kostet. Diese so genannten kulturellen Räume bieten uns nicht den Platz zur eigenständigen Entfaltung, zum Lernen und Ausprobieren, den wir uns alle wünschen, sondern wir haben hier bloss die Möglichkeit, uns wieder passiv in der Rolle des Konsumenten zu finden. KiFF, Flösserplatz, Wenk und Co. machen ihren Job auf ihre Art sicherlich gut, nur ist es nicht das, was wir uns unter einem kulturellen Freiraum vorstellen. Trotzdem finden wir es schade, dass selbst diese subventionierten Kulturangebote unter Beschuss stehen und zu verschwinden drohen.

Aarau gefällt uns nicht, da tröstet auch Marcel Guignard, Stadtammann von Aarau, nicht darüber hinweg, wenn er diese Stadt in höchsten Tönen lobt. Guinard lobt den wunderschönen Bahnhof mit der grössten Bahnhofsuhr Europas. Er lobt das neue Fussballstadion und er lobt das aufgewertete Quartier, das darum herum entstehen soll. Leider erhöht ein aufgepimpter Bahnhof und ein neues Fussballstadion unsere Lebensqualität kaum sondern wir ziehen bloss Nachteile daraus. Der neue, kalt und unfreundlich gestaltete Bahnhof ist immer mehr Zentrum von Repression und rassistisch motivierten Kontrollen. Einen weiteren Konsumtempel im teuren, neuen Stadion wollen und brauchen wir nicht und dass im neu «designten» Quartier kaum mehr alle Gesellschaftsschichten erwünscht sein werden, wird wohl traurige Realität sein.

Dass alternative Wege, konstruktive Kritik und Eigeninitiative in Aarau nicht erwünscht sind, erfahren wir durch Repression und Gewalt seitens des Staats, respektive seinem ausführenden Organ: Der Polizei.

Unsere Solidarität gegen ihre Repression!

Und diese häuft sich. Tagtäglich bekommen so genannt Randständige, anders Aussehende und Migrant_innen die immer stärker werdende Überwachung durch entwürdigende Kontrollen zu spüren. Kapo, Stapo sowie private Sicherheitsdienste verteidigen den so genannt «öffentliche Raum» mit Schlagstock und Pfefferspray im Anschlag vor unerwünschten Nutzer_innen. Und unerwünscht sind alle, die sich durch ihr Auftreten oder ihre Handlungen nicht in den vorgegebenen, konventionellen Kontext eingliedern wollen. Öffentliche Plätze haben, so anscheinend die Meinung der Stadt, «aufgeräumte», saubere, funktionalisierte und vor allem kontrollierbare Orte zu sein. Orte, an denen nicht ausgebrochen werden kann, sondern an denen mensch sich in das gewünschte Bild einfügen muss. In denen alles und alle funktionieren müssen und nicht bloss sein dürfen. Und diese überschaubare Ruhe gilt es anscheinend zu bewahren. Bei den Personenkontrollen, die von den «Sicherheitsorganen» selbst als «breit angelegt» und natürlich als keinesfalls rassistisch motiviert bezeichnet werden, müssen oft schikanierende Kontrollen, mackerhaftes und autoritäres Auftreten sowie regelmässige Gewaltandrohung und Alltagsrassismus erduldet werden. Trotz der gegensätzlichen Beteuerungen der Sicherheitsorgane wird bei den Kontrollen besonderes Augenmerk auf ausländisch aussehende Menschen gerichtet. Gezielt wird gegen Migrant_innen und Sans-Papiers vorgegangen, im Wissen, dass Kontrollen oder gar Verhaftungen verheerende Folgen haben können. Die Schweiz rühmt sich ihrer humanitären Tradition und beteuert, wie fortschrittlich und hilfsbereit sie doch sei. Und trotzdem wird in Kauf genommen, dass Migrant_innen aus prekären Verhältnissen bloss widerwillig einen kleinen, provisorischen Platz in menschenunwürdigen «Unterkünften» geboten werden. Und dass sie auch wissentlich in lebensgefährliche Situationen in ihrem Heimatland zurückgeschickt werden, eben auch nach solchen Kontrollen am Aarauer Bahnhof. Denn Migrant_innen und Sans-Papiers passen anscheinend nicht in das öffentliche Bild einer aufgeräumten und funktionierenden Stadt.

Spielen wir unser eigenes Spiel!

Schikanöse Kontrollen, regelmässige Gewaltanwendung und Alltags-Rassismus machen wütend. Es macht wütend, wenn mensch im Zug von der Grenzwache als einzige_r kontrolliert wird, bloss weil das Erscheinungsbild nicht als konform betrachtet wird. Es macht wütend, wenn einem bei Demonstrationen ein Schlagstock unter die Nase gehalten wird. Es macht wütend, wenn mitangesehen werden muss, dass sich Polizisten gezielt dunkelhäutige Personen zur Kontrolle herauspicken und dann beteuern, diese Auswahl sei rein zufällig gewesen. Und es macht wütend, wenn in der Zeitung gelesen werden muss, dass wieder Menschen zurück in Krisengebiete ausgeschafft werden.

Es wäre jedoch falsch und sehr verkürzt, die Kritik bei der Polizei und ihren Freund_innen zu belassen, da sie selbst nichts weiter als Zahnrädchen in einem weitaus grösseren Spiel sind. Das Spiel ist Teil des Status Quo, die Spielregeln sind das Einordnen in Hierarchien, das Akzeptieren der Wirkungsweisen des Kapitalismus und ein Nationalbewusstsein. Wir wollen die Kritik nicht verkürzt anbringen und bloss Hass gegen einzelne Rädchen, die Reichen, Banker_innen, Politiker_innen oder Manager_innen schüren; Es geht ums Ganze. Und genau dem müssen wir uns tagtäglich immer wieder bewusst werden. Es ändert sich nichts Grundlegendes, wenn wir mehr links wählen, abstimmen gehen oder unsere Forderungen an den Staat in Form von Petitionen oder Initiativen anbringen. Bewegen wir uns mit unseren Anliegen nämlich bloss innerhalb der Strukturen des Staates, den wir als grundsätzlich falsch betrachten, können wir auch keine grundsätzlichen Veränderungen vornehmen, sondern bloss die Spielregeln anpassen.

Was wir müssen, ist unser eigenes Spiel zu spielen. Wir müssen selbst gegen das vorgehen, was uns nicht passt und selbst erschaffen, was wir uns wünschen. Wir wollen die Blätter des kranken Baumes nicht bloss zurechtstutzen, wir wollen einen neuen, gesunden Baum pflanzen. Wir müssen unser Leben selbst in die Hand nehmen. Und das tun wir hier, in diesem konkreten Fall, indem wir uns für einen Abend die Strasse nehmen und unserem Ärger lautstark und mit viel guter Musik Luft machen. Wir machen genau das, was wir wollen und für richtig erachten, und wir werden das auch weiterhin in sämtlichen Bereichen unseres Lebens tun.

Gegen die herrschenden Verhältnisse – Für ein schönes Leben!
Die Strassen gehören uns!


News und letzte Infos zum Nächtlichen Tanzvergnügen in Aarau:

Aarau erwartet eine lange, heisse Nacht mit Musik, Tanz und Bar. Wir laden dich und alle deine Freund_innen ganz herzlich ein, mit uns am 22. September 2012 ab 20:30 Uhr, Treffpunkt Kantipärkli vis-à-vis Bahnhof, feiernd und tanzend durch Aarau zu ziehen.

Zum Live-Wagen (von Punkrock bis Hip Hop) und Goa-Wagen, haben sich noch ein Reagge-Dub-Dancehall-Wagen sowie ein Techno-Minimal-Tech House-Wagen dazugesellt.
Eine fahrende Bar mit Bier, unalkoholischen Getränken und veganen Sandwiches wird uns ebenfalls begleiten. Alles wird gegen Spende abgegeben, den Preis macht sich jede_r selber. Wir sind jedoch um Spenden sehr froh, der ganze Abend wird so finanziert.

Wir verfügen über eine eigene Sanitätsstruktur. Erreichen kannst du die Sanität unter 078 928 45 40.

Falls du Probleme mit der Polizei oder privaten Sicherheitsdiensten bekommen solltest, oder du Zeug_in eines solchen Übergriffes wirst, wende dich bitte an die Antirepressionsgruppe. Sie ist dazu da, von Repression betroffenen Menschen zu helfen. Wenn du verhaftet werden solltest, melde dich bitte nach deiner Entlassung unbedingt beim Antirep! Die Nummer lautet 077 400 90 31. Nach dem Anlass, schreib bitte eine E-Mail an antirepaarau(ät)immerda.ch
Das Wichtigste bei Kontakt mit der Polizei ist, deine Aussage zu verweigern! Weitere Infos findest du hier >>>

Für morgen gehen wir davon aus, dass die Polizei intensive Vor- sowie Nachkontrollen durchführen wird. Es empfiehlt sich deshalb, unauffällig, frühzeitig und auf einem geeigneten Weg anzureisen. Drogen, Haustiere etc werden sicherheitshalber zuhause gelassen.

Dass sogar ein FC Aarau-Fussball-Spiel wegen uns verschoben wurde, zeigt eindeutig, wie die Polizei drauf ist.

Passt auf euch und andere auf!



Gekleisterte Plakat im September 2012 in Aarau.


Communiqué: Nächtliches Tanzvergnügen 2.0

Gestern Samstag, am 22. September nahmen wir uns mit über zweitausend Menschen die Strassen Aaraus. Obwohl wir uns nie um eine Bewilligung gekümmert haben, wurde sie uns absurderweise trotzdem erteilt. Laut dem Stadtrat, um uns «Zündstoff und Schärfe» zu nehmen.

Dieser Plan ist wohl nicht aufgegangen. Entschlossen, laut und selbstbestimmt liefen wir vom Kantipark über die Bahnhofstrasse durch die Altstadt um nach dem Aarauerplatz in die hintere Bahnhofstasse einzubiegen. Anstatt wie der Polizei schriftlich mitgeteilt, die Kundgebung beim Kantipark zu beenden, besetzten wir kurzerhand die Aeschbach-Halle um danach bis in die Morgenstunden weiterzufeiern.

Die Stimmung war ausgelassen und kämpferisch. Zu verschiedenen Musikstilen wurde getanzt und gefeiert und die Menschen genossen es, sich eine Nacht lang fernab der herrschenden Verhältnissen zu bewegen.

Während dem dreistündigen Umzug gesellten sich immer mehr Menschen zu der feiernden Masse. Mit Hip Hop, Ska Punk, Progressive Psytrance, Dubsteb und Techno war für jeden Geschmack etwas dabei. Auch für das leibliche Wohl der Teilnehmer_innen wurde gesorgt. Auf der fahrenden Bar wurden nebst Bier und Süssgetränken auch vegane Sandwiches gegen Spenden herausgegeben. Durch eine Rede in der Altstadt vermittelten wir unsere politischen Inhalte.

Leider wurde die gute Stimmung durch kleine Zwischenfälle getrübt. Selbst als 10 bis 15 Hooligans durch ihr aggressives Auftreten auffielen, konnte der weitere Verlauf des Umzuges durch uns gewährleistet werden.

Obwohl im Vorfeld zahlreiche Personenkontrollen durchgeführt wurden, trat die Polizei im Vergleich zum letzten Mal zurückhaltend auf. Beim Gaiskreisel verliessen wir die angekündigte Route, um unseren Anlass in der seit langem leerstehenden Aeschbach-Halle weiterzuführen. Diese Halle steht im Torfeld-Süd-Areal, welches im Zuge der Gentrifizierung platt gemacht und «aufgewertet» wird.

Auf drei verschiedenen Floors wurde es den Teilnehmer_innen so ermöglicht, die Feier bis in die frühen Morgenstunden ausklingen zu lassen. Durch das unangebrachte Verhalten einiger Menschen wurde uns bewusst gemacht, dass erschreckend viele diesem Anlass keine Wertschätzung entgegen brachten.

Wir freuen uns jedoch, dass wir durch zahlreiche positive Rückmeldungen in unserem Vorhaben bestärkt wurden.

Wir betrachten es als einen Erfolg, uns zumindest für eine Nacht einen temporären Freiraum erkämpft zu haben. Mit dieser Nacht haben wir gezeigt, dass es möglich ist, sich einen selbstverwalteten Freiraum zu erkämpfen und ihn zusammen mit vielen Menschen zu beleben.

Ein anderes Leben ist möglich, für eine selbstbestimmte Zukunft!



Die Kantonspolizei bereitet sich auf die Tanz-Demo vor…


NTV2.0 – Ein Erlebnisbericht mit Fazit

Letzten Samstag, 22. September 2012 fand in Aarau das Nächtliche Tanzvergnügen 2.0 statt. Über 1000 Personen haben so für mehr Freiräume und gegen den Status Quo demonstriert.

Bereits um 19 Uhr war die Kantonspolizei schon stark in der Stadt präsent. Vor allem rund um den Bahnhof, an der Bahnhofstrasse und im Kasinopark patrouillierte die Polizei. Aber im Gegensatz zu früheren Demonstrationen in Aarau konnten nur vereinzelt Vorkontrollen beobachtet werden. Um 20.30 Uhr waren noch verhältnismässig wenig Leute am Treffpunkt im Kantipark, was sich dann aber schnell noch anderen würde. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt total friedlich und alle warteten nur darauf, bis die Musikwagen endlich auftauchen würden.

Kurz nach 21 Uhr fuhren von der Rohrerstrasse her die Musikwagen heran und sofort ging es dann auch gleich los. Auch hier verzichtete die Polizei auf die üblichen Schikanen, wie das Aufnehmen der Personalien der Fahrer oder das Festhalten der Auto-Nummernschilder. So konnte der Demonstrationszug ungehindert starten und zog die Bahnhofstrasse hinab. Nach weniger Minuten kam dann auch der erste brenzlige Punkt auf der Demoroute, das Pub «Penny Farthing». Bei praktisch jeder Demonstration oder Strassenparty provozierten von dort immer eine kleine Gruppe Hooligans/Ultras aus dem FC Aarau-Umfeld, gerne auch mal mit Hitlergrüssen. Diesmal sollte es nicht soweit kommen, da die Polizei alle Gäste vor dem «Penny Farthing» ins innere des Lokals schickte.

Die Strassenparty, mit bereits mehreren hundert Personen, zog so weiter die Bahnhofstrasse hinab und bog dann in die Kasinostrasse ein. Für Unterhaltung sorgte ein Live-Wagen, auf welchem zuerst einige Rapper_innen ihr Bestes gaben und anschliessend noch mehrere Punk-Bands spielten, ein Goa-Wagen mit Progressiv und Psytrance, ein Reggae/Dancehall/Dubstep-Wagen mit diversen Live-MCs und ein Techno/Minimal/Tech-House-Wagen. Dazwischen fuhr noch die fahrende Bar, an der vegane Sandwiches, Süssgetränke oder Bier gegen eine Spende erhältlich waren. Auch für eventuelle Zwischenfälle waren die Organisator_innen vorbereitet. So wurde eine Antirep-Nummer aufgeschaltet und ein eigener Sanitätsdienst war vor Ort.

Die Tanz-Demonstration zog via Laurenzentorgasse, Metzgergasse und Rathausgasse durch die Altstadt, wo viele Schaulustige den Umzug ansahen oder sich sogar gleich anschlossen. Die Demonstration wuchs so zwischenzeitlich auf sicherlich über 1000 Personen an. Die engen Altstadttoren sorgte zumindest für einen Wagen für kleine Probleme, doch Dank dem Geschick des Fahrers schafften es dann alle bis zum Aargauerplatz. Dort wurde vom vordersten Wagen noch eine kleine Rede abgespielt, um die Gründe für die RTS aufzuzeigen. Die Rede kann hier noch angehört werden >>>

Die Demonstration tanzte bis zu diesem Zeitpunkt nach wie vor friedlich durch die Strassen und zogen so weiter die Obere Vorstadt hoch wo es dann nach dem Turbinenkreisel in die Hintere Bahnhofstrasse gehen wird. Auf dem Weg dahin gab es aber vor dem Aarauerplatz noch eine Auseinandersetzung. So haben sich rund 10 bis 15 Hools in die Demo geschlichen und provoziert. Diese waren bereits kurz nach 19 Uhr vor dem Pub «Penny Farthing» präsent, um sich wohl etwas auf den Abend einzustimmen. Als die Demo in die Kasinostrasse einbog, waren jedenfalls die ersten von ihnen bereits in der Demo. In der Oberen Vorstadt wurden diese von einigen Nachttänzer_innen erkannt. Die kleine Hool-Gruppe verzog sich aber nicht, sondern vermummte sich und griff mindestens zwei Personen aus der Demonstration an, bevor die Gruppe durch das Eingreifen von mehreren vermummten Nachttänzer_innen vertrieben und in die Altstadt verjagt werden konnte. Die danach eintreffende Polizei konnte dann aber nicht viel mehr machen, als bei besagter Kreuzung etwas Präsenz zu zeigen.

Danach konnte das Nächtliche Tanzvegnügen 2.0 wieder weiterziehen. So wurde gegen halb zwölf Uhr die Hintere Bahnhofstrasse hinabgetanzt. Einige nutzten die Gelegenheit und verliessen die Demo um mit den letzten Zügen nach Hause oder an die nächste Party zu ziehen. Die passive Polizeistrategie kam den Nachtänzer_innen beim Gais-Kreisel zu Gute. Die Demospitze schlug die mit der Polizei abgesprochenen Demo-Route zurück in Richtung Kantipark ein, blieb aber noch vor der Unterführung stehen und unterhielt die wartende Polizei mit etwas Feuerwerk. In dieser Zeit fuhren die ersten Musikwägen aber die Industriestrasse hinab und die Nachttänzer_innen folgten diesen Wägen. Sofort wurde die leerstehende Aeschbach-Halle besetzt und für die Afterparty bereit gemacht. Die Halle gehört der Immobilienfirma Mobimo, welche in Aarau schon mehrere Hausbesetzungen nicht tollerieren wollte oder auch den «Autonomen Beauty Salon» in Zürich am liebsten räumen lassen würde.

Während auf dem Vorplatz noch eine letzte Punk-Band spielte wurde im etwas nassen Keller der Goa-Floor vorbereitet. Im Erdgeschoss wurden auf zwei Floors zu vor allem elektronischen Klängen weitergetanzt. Leider kam es unter einigen Gästen noch zu mehrere kleineren Auseinandersetzungen. Jedoch konnten auch diese Situationen mit viel Geduld und Engagement von anderen Nachttänzer_innen jeweils wieder beruhigt werden. Die Polizei war zwar im Umfeld der Aeschbach-Halle vor Ort, zeigte sich aber nach wie vor sehr zurückhaltend. Gegen 6 Uhr wurde die Halle dann wieder verlassen und auch die letzten Nachtänzer_innen zogen langsam nach Hause.


Zu den Organisator_innen…

Schon seit dem Sommer wurde via Indymedia, Facebook und anderen Foren sowie auch mit Flyern, Plakaten und «Mund zu Mund»-Propaganda für den Anlass geworben. Nach der letztjährigen NachtTanzDemo mit rund 300 Teilnehmer_innen sollte dieses Jahr noch eins daraufgesetzt werden. Das zweite «Tanz dich frei» in Bern hat sowohl die Vor- wie auch die Nachteile, solch gross mobilisierten Strassenpartys aufgezeigt. Anscheinend ist es momentan möglich mit «Reclaim the Streets»-Veranstaltung sehr viele, vor allem jugendliche, Personen auf die Strasse zu bewegen. Der Hauptnachteil ist aber vor allem, das der politische Hintergrund so oft etwas vergessen geht. Wieso dass die Organisator_innen diesen Weg einschlugen (und z.B. nur eine Woche nach dem TdF auf Facebook begannen zu mobilisieren), wissen wir nicht und könnten daher nur darüber spekulieren. Da in den letzten Monaten und Jahren grundsätzlich sehr repressiv gegen Aktivist_innen vorgegangen wurde (so wurde das letzte Nächtliche Tanzvergnügen noch von einem riesen Polizeiaufgebot begleitet, die Demo-Spitze nonstop abgefilmt etc.), hätte mensch eine andere Reaktion der Organisator_innen erwarten können. Wenn Leute nur der Party wegen solche Veranstaltungen besuchen, ist das ja nicht per se etwas Negatives. Wenn es aber durch ein Partyvolk, welches vielleicht nicht das gleiche Verständnis zum Umgang mit Sexismus, Rassismus oder Homophobie hat, zu mehreren Problemen kommt müsste dieses Vorgehen zumindest intern auch hinterfragt werden. Wie sich das NTV2.0 jetzt auf die Zukunft auswirken wird, zeigt sich wohl dann erst noch.

Grundsätzlich möchten wir den Organisator_innen aber ein grossen Lob aussprechen. Denn ein solchen Anlass geordnet und selbstbestimmt über die Bühne zu bringen ist nicht einfach. Und das meiste verlief ja wirklich gut. Nur einige Kleinigkeiten möchten wir doch noch kritisieren. Vor allem in der Altstadt hatte es viele Neugierige und Schaulustige, welche sich den Umzug anschauten. Oft wurde versucht mit einem Blick aufs Front-Transparent schlau zu werden, um was es nun gehe. Die dortigen Parolen, wie «Den Status Quo und in Grund und Boden tanzen», «Binz bleibt Binz, Reitschule bleibt laut, Hammer bleibt» etc. konnten wahrscheinlich den wenigsten genauen Aufschluss bieten. Und der restliche Teil des Umzugs sah von aussen halt oft wie eine Streetparade in klein aus. Ein Flugblatt hätte sicherlich vielen etwas Klarheit schaffen können. Die Rede die beim Aargauerplatz gehalten wurde als Flyer, hätte diesen Zweck ja bereits erfüllt.

Enttäuscht waren wir dann vor allem vom Communiqué, welches am Morgen nach dem Anlass versendet worden war. Mensch merkt es den Schreiber_innen schon an, dass sie etwas übermüdet ans Werk gingen. Im Vergleich zu den Mitteilungen im Vorfeld wirkte diese Schrieben etwas sehr chaotisch und unreflektiert. Während am Anlass selber überall die Zahl von etwas über 1000 Leuten (vielleicht waren es ja auch etwas mehr) die Rede war, hiess es im Communiqué dann es wären über 2000 Personen gewesen. Gut vielleicht wurden Passanten, Schaulustige, die-mit-dem-Kopf-Mitnickenden oder 5-Meter-mit-Laufenden noch dazugezählt. Von den «zahlreichen Vorkontrollen» haben wir, wie oben berichtet, jedenfalls auch nichts mitbekommen und dass für jeden Geschmack etwas geboten wurde, finden wir auch etwas anmassend.

Fazit: Weniger ist manchmal mehr – still h'8ting Aarau!


Zu unseren lokalen Medien…


Wir sind es uns ja schon gewohnt, dass das Recherchieren und die Berichterstattung über aussenparlamentarische Geschehnisse nicht zu den Stärken der Aargauer Zeitung oder dem Tele M1 gehören. Meist finden wir dieses Unvermögen ganz amüsant, aber langsam wird es wirklich traurig und wir kommen nicht mehr aus dem Kopf-Schütteln raus. Beginnen wir doch mit der az. Am Sonntagmorgen, dem 23. September 2012, war auf der az-Website ein Bericht von Claudia Landolt mit dem Titel «Die Jugend kann auch anders – Friedliche Musikdemo durch Aarau». Dort wurde auch die Teilnehmer_innen-Anzahl aus der KAPO-Mitteilung >>> übernommen (also 800 bis 900 Personen). Kurz darauf verschickte die JUSO Aargau ihre Medienmitteilung >>>. Promt wurde auch die az wieder aktiv und änderte dann den Titel in «Aarau by night: 2000 tanzten für alternative Jugendkultur». Innerhalb von wenigen Stunden hat sich die Teilnehmer_innen-Zahl also verdoppelt. Im Text ist zwar erwähnt, dass es gemäss den Jungsozialisten 2000 Personen waren, aber wäre doch von einer Zeitung zu erwarten, dass diese objektiv darüber berichtet und selber sagen kann, wie viele Personen es waren und nicht die Zahlen der Polizei oder der JUSO übernehmen muss.

Im Lead des gleichen Artikel doppelte Claudia dann aber gleich mit zwei Fehlern in einem Satz nach. So heisst es im Artikel: «Am Samstagabend fand in Aarau die erste ‹tanz Dich frei›-Demonstration statt.» Also, wir erklären dass nun ganz langsam und von vorne. Das «Tanz dich frei» war eine Tanz-Demonstration, welche am 2. Juni 2012 in Bern zum zweiten Mal statt fand und über Zehntausend Menschen auf die Strassen brachte. Bereits ein Jahr davor demonstrierten mehrere Hundert Jugendliche an einer RTS unter dem gleichen Namen in Bern gegen die herrschenden Verhältnisse. «Tanz dich frei» ist also nur ein Name einer Tanz-Demo in Bern. Diese Aktionsform der Tanz-Demonstrationen ist auch unter «Reclaim the Streets» oder kurz RTS bekannt. Es geht als um die Wiederaneignung der Strasse (oder anderen öffentlichen Plätzen), welche oft (aber nicht zwangsläufig) in Form von Partys passiert. Item. Des weiteren war es bei weitem nicht der erste Anlass in diesem Rahmen in Aarau. Es war das zweite Nächtliche Tanzvergnügen (über das Erste vom letzten Jahr, hat die az auch schon berichtet), aber auch schon in den vergangenen Jahren gab es schon mehrere RTS durch Aarau.

Im Print-Artikel vom Toni Widmer war dann wieder von 800 bis 900 Personen zu lesen. Anstatt ausführlich über die Hintergründe des Anlasses zu berichtet, richtete Toni seinen Schwerpunkt aber auf den Abfall und das grosse Polizeiaufgebot, welches dann wieder zu Laste der Aarauer Steuerzahler_innen ginge. Die Organisator_innen haben eine Tanz-Demonstration mit über 1000 Personen auf die Beine gestellt, welche friedliche verlief (was sogar die Polizei bestätigte). Es wurden zumindest am Bar-Waagen Abfallsäcke bereit gestellt, mehrere Nachtänzer_innen haben sogar noch etwas Müll vom Boden aufgesammelt und mehrmals konnte beobachtet werden, wie einige volle Müllsäcke herumgetragen wurden. Es ist uns aber schon verständlich, dass irgendwas nicht in Ordnung sein muss. Es gab weder Randale noch Sachbeschädigung, darum ist es jetzt halt der böse Abfall. Wir erinnern uns auch gerne noch an die 20 Tonnen Abfall vom «Tanz dich frei» in Bern, die eine Woche nach dem Anlass plötzlich doch nur noch halb so viele waren, wie am Anfang verlautet worden war. Und auf das Polizeiaufgebot hätten sicherlich alle Nachtänzer_innen gerne verzichtet. Im Übrigen arbeiten Polizist_innen auch am Wochenende, ihnen wurde also nicht ein freier Tag genommen.

I nteressant ist aber auch ganz allgemein, wie viel Mühe sich die az gegeben hat. Wahrscheinlich war es aber auch einfach schon zu spät und alle az-Journalist_innen waren bereits im Bett, als die Aeschbach-Halle besetzt wurde. Daher ist es auch verständlich, dass von dieser Besetzung und der anschliessenden Party nirgends was zu lesen ist. Ausserdem wurde in den Berichterstattung nach dem Anlass (im Gegensatz zu den Berichterstattung im Vorfeld) keine Meinungen von Politiker_innen oder Organisator_innen eingeholt. Auch das Communiqué der Nachttänzer_innen wurde ignoriert.

Tele M1 konnte dann eigentlich auch gar nicht mehr viel mehr falsch machen, da sie mehr oder weniger den az-Artikel vertont und mit Bilder unterlegt haben. So ist auch in diesem Bericht von einem «Tanz dich frei» in Aarau mit 2000 Personen die Rede. Natürlich verdanken wir es auch nur der Polizei, dass der Anlass friedlich blieb. Wenn zu einer Strassenparty aufgerufen wird, beinhaltet dass normalerweise natürlich sonst auch Steine schmeissen und Müllcontainer anzünden.

Fazit: Falsch, setzen!


Zu gewissen FB-User_innen und az-Kommentar-Schreiber_innen…

Wir finden es sehr mühsam und auch vor allem einfach nicht nahvollziehbar, wie in Vorfeld aber auch im Nachhinein unter Anderem auf der Facebook-Seite vom Anlass gegen die sogenannten «vermummten Randalierer» gehetzt wird. All diese Chaoten sollen doch einfach zu Hause belieben et cetera, et cetera … Vielleicht organisieren sich solche Veranstaltungen ja von alleine. Vielleicht sind es aber auch diese «bösen Vermummten» die sich jeweils über Monate den Arsch aufreissen, Sitzungen abhalten, Flyer kreieren, drucken, verteilen, Bands und Musiker_innen suchen, die Demo planen, die Wägen vorbereiten, die Afterparty-Halle sicher machen, stundenlang Sandwiches streichen, Antirep-Struktur und Sanität organisieren, Transparente malen, Reden schreiben und während andere dann am tanzen und trinken sind, noch die Musikwägen fahren, die Technik instand halten, die Transparente tragen, sich mit Hooligans rumschlagen um die Demo zu schützen, Flugblätter verteilen und Getränke ausschenken. Es sind aber auch die, die Freiräume wie die Reitschule oder die Binz sowie inzwischen etablierte Kulturangebote wie die Rote Fabrik oder das Kiff erkämpft und ermöglicht haben. Diese Kämpfe waren, sind und können auch in Zukunft nicht immer friedlich sein. Wer sich also in seiner Freizeit für mehr Freiräume einsetzt oder anderweitig politisch engagiert ist, wird sehr schnell von Seiten des Staates und der Polizei kriminalisiert. Das Vermummen ist so also nur ein Schutz gegen die allgegenwärtige Repression. Während in anderen Städten dies bereits schon weiter bekannt ist, scheint dies in Aarau und vielen anderen Kleinstädten oft nicht der Fall zu sein. Wer also an einer Demonstration für mehr Freiraum und gegen die herrschenden Verhältnisse teilnimmt, sollte sich einfach auch im Klaren sein, was das für ein Anlass, der selten nur ein Sonntagsspaziergang ist, und wer hinter der Veranstaltung steht. Wir danken jedenfalls allen, die (egal ob vermummt oder nicht), ihren Teil für diesen Abend beigetragen haben.

Anscheinend hat mensch nach dem Lesen eines az-Artikel, die Weisheit nicht nur mit Löffeln gegessen sondern wohl grad Fässerweise heruntergeschlungen. So macht es jedenfalls der Eindruck. So wird dann besserwisserisch angeführt, dass diese «Nachttänzer_innen» einen selbstverwalteten Kulturraum fordern, dieser dann aber sichtlicher die Stadt wieder bezahlen müsse. Ein autonomes Kulturzentrum kann jedoch nur autonom sein, wenn es eben nicht an Gelder und sonstige Unterstützung von Stadt und Staat gebunden ist. Daher fordert auch niemand nur einen Rappen aus der öffentlichen Hand. Unzählige autonome Zentren beweisen, dass das so auch funktioniert. Nicht zuletzt das Kulturzentrum Bremgarten, welches schon seit Jahrzehnten ein Kulturprogramm (und noch viel mehr) auf die Beine stellt und welches völlig selbstorganisiert ist sowie selber finanziert wird. Des weiteren wird dann auch gerne auf das bereits vorhandene, breite Kulturangebot hingewiesen. Auch wenn diese kommerzielle oder städtischen Clubs und Kulturzentren gar nicht das ist, was gefordert wird (selbstverwalteter, autonomer Freiraum), ist sogar deren Zukunft ungewiss. Dass das Bleifrei und das KBA verschwinden wird und das auch die Zukunft des Kiff oder des Wenk unklar sind, haben die Nachttänzer_innen auch mehrfach in ihren Aufrufen erwähnt.

Besonders toll fanden wir den Leserkommentar von «ttssooll» vom 20. September 2012, als er_sie schrieb: «Wenn jedermann seinen eigenen Freiraum durchsetzen will, haben wir ganz schnell eine Anarchie. Kapiert wohl aber niemand von der jungen Generation…». Auch, wenn es ihm_ihr nicht klar war, ist es ja genau das, was gefordert wird: Anarchie, also eine herrschaftsfreie Welt.

Fazit: Für mehr Feuerwerk für die Polizei!

Vom Infoportal Aargrau



Fronttransparent des Nächtlichen Tanzvergnügens 2.0.


Fotogallerie und Rede des Nächtliches Tanzvergnügen 2.0

Hier geht es zur Foto-Gallerie >>>
Hier geht es zur Rede >>>


Zwei Nachttänzer_innen im Vorfeld des Tanzvergnügens | Quelle: Aargauer Zeitung


Medienberichte

– Aargauer Zeitung, 12.06.2012: Unbewilligter Tanzprotest in Aarau geplant >>>
– Kanal K, 29.06.2012: Frei!Raum! – Talk über altnernative Kultur im Aargau. >>>
– Aargauer Zeitung, 22.07.2012: Jung, zornig, illegal und voller Tatendrang: Das sind Aaraus Protesttänzer >>>
– Kanal K, 28.08.2012: Schwarzer Stern – Interview mit einer Nachttänzerin. >>>
– Aargauer Zeitung, 05.09.2012: Stadt auf Kuschelkurs: Aarauer Tanz-Demo wird auch ohne Antrag bewilligt >>>
– Aargauer Zeitung, 20.09.2012: Aarauer Stadtrat bewilligt Tanz-Demo, um ihr den Zündstoff zu nehment >>>
– Aargauer Zeitung, 20.09.2012: Fragen zu Freiräumen und Frechheiten >>>
– Kanal K, 22.09.2012: Komet – DAS Wochenendmagazin >>>
– Kantonspolizei Aargau, 23.09.2012: Friedlicher Verlauf des «Nächtlichen Tanzvergnügens» >>>
– JUSO Aargau, 23.09.2012: JUSO erfreut über kreative und friedliche Aarauer Tanzdemo! >>>
– Aargauer Zeitung, 23.09.2012: Aarau by night: 2000 tanzten für eine alternative Jugendkultur >>>
– Tele M1, 23.09.2012: 2000 Leute bei Tanzdemo Aarau >>>
– Kanal K, 25.09.2012: Schwarzer Stern – Rückblick und Rede >>>

– Youtube-Video: Live-Rap am nächtlichen Tanzvergnügen 2.0 in Aarau (AG) >>>
– Youtube-Video: Nächtliches Tanzvergnügen 2.0 Aarau – MundZuMund «KultUrWagen» >>>

– Facebook-Seite der Veranstaltung >>>

01.10.2012 | (A)argrau