Sauvage und Aktionsmonat in Solothurn

Am Freitag, 26. März fand in der «Ambassadorenstadt» erneut eine Sauvage statt. Nachdem mensch sich um 23 Uhr besammelt hat, ging mensch zusammen zu einem leeren Fabrikgebäude an der Autobahnauffahrt. Im Erdgeschos war eine Bar und ein D'n'B-Floor eingerichtet. Im ersten Stock fanden die Punk-Rock-Konzerte statt. Ein Transparent machte nach aussen auf den fehlenden Freiraum in Solothurn aufmerksam. Die Fabrik ist relativ gross, wurde aber nur zu einem Teil genutzt. Die Aktion, zu welcher mehrere Hundert Personen kamen, war jedoch vor allem auf Party ausgelegt. Der Informationsgehalt war klein, beziehungsweise gar nicht vorhanden. Nicht einmal auf den bevorstehenden Aktionsmonat wurde aufmerksam gemacht. Schön war jedoch, dass siech auch Leute aus verschiedenen Regionen an dieser Sauvage eingefunden haben. So, dass trotzdem das eine oder andere interessante Gespräch stattgefunden hat. Die Polizei schaute nur kurz – für die meisten Sauvage-Besucher_innen wohl unbemerkt – mit einer Polizeipatrouille vorbei. So verlief die Nacht auch ohne weitere Probleme. Gegen fünf Uhr machten sich die meisten auf den Heimweg. Die Organisatoren räumten danach die Räume noch auf und verliesen das Gebäude ebenfalls am Samstagmorgen. Dies war nicht die erste Sauvage in Solothurn. Im vergangen Jahr wurde wiederholt mit Sauvages, Besetzungen oder Kundgebungen darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Barock-Stadt eindeutig an alternativen Freiräumen fehlt. Auch die Gespräche und Verhandlungen mit der Stadt ergaben bis jetzt keine Ergebnisse.



Nun findet im April ein Aktionsmonat statt. Verschiedenste Gruppierungen wollen mit kulturellen, politischen oder sportlichen Anlässen auf das fehlende alternative Kulturangebot aufmerksam machen. Per E-Mail konnten wir mit den Organisatoren von «Jugend Macht!» ein kleines Interview führen.

Wie ist die aktuelle Situation in Solothurn für Jugendliche? Was kritisiert ihr daran?
Das Angebot entspricht mehr und mehr dem Mainstream. Es gibt keinen Platz für selbstbestimmte, konsumfreie Kultur. Die Behörden verhalten sich träge, versäumen es wichtige Informationen der breiten Öffentlichkeit mitzuteilen. Immer mehr restriktive Massnahmen beeinträchtigen in Solothurn das Kulturschaffen, verhindern es oder legen ihm Steine in den Weg. Aktive Gestaltung wird von den Jugendlichen trotzdem gefordert, doch wo ist die Plattform dafür? «Jugend Macht!» unternimmt einen noch nie da gewesenen Versuch, diesem Mangel entgegen zu wirken.

Wer verbirgt sich hinter «Jugend Macht!»? Wieso der Name «Jugend Macht!»?
«Jugend Macht!» ist ein Kollektiv der folgenden acht Organisationen: Aktionsgruppe Antira-Cup Soletta, Autonome Freiraumbewegung Solothurn, Assi Crew Biberist, Junge Grüne Solothurn, Rainbowbeatz Olten, KOMA Olten, SoleurePlexus, Unia Jugend Solothurn. «Jugend Macht!» symbolisiert als Satzanfang den angestrebten Aktivismus, den sich das Kollektiv zum Ziel gesetzt hat. Gleichzeitig manifestiert «Jugend Macht!» als Nomen die Stärke und Wichtigkeit der Jugend(kultur).

Wie kam es zu diesem Aktionsmonat?
Ins Leben gerufen wurde das Projekt Anfang 2010, erste Vernetzungen unter den Gruppen bildeten sich anlässlich der 1.Mai-Demo 2009 in Solothurn heraus.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen parlamentarischen und aussenparlamentarische Organisationen? Und weshalb?
Gemeinsame inhaltliche Interessen und Forderungen bilden den Ausgangspunkt. So ist nicht entscheidend ob parlamentarisch oder ausserparlamentarisch. Politik machen und Ideen auf die Strasse tragen können alle!

Was erhofft ihr euch von «Jugend Macht!» oder was genau ist euer Ziel?
• Freiräume schaffen als Alternative zur Konsumkultur: Im Kanton Solothurn sind kulturelle Anlässe ohne Konsumzwang kaum vorhanden. Gerade für Jugendliche ist die Situation schwierig, nicht jede/r kann es sich leisten, die übertriebenen Getränke- und Eintrittspreise vieler Lokale zu bezahlen. Deshalb hat sich unser Kollektiv entschlossen, aktiv gegen diesen Mangel vorzugehen. Doch dazu brauchen wir Plätze und Räume, die uns die Möglichkeit bieten, Kultur vom Konsumzwang zu trennen. Wir versuchen, das Angebot an Aktivitäten und Anlässen in diesem Monat zu erhöhen und ergänzen – jede Organisation auf ihre eigene Art. Wir möchten zeigen, dass wir mit einfachen Mitteln Kreatives schaffen können und dass es Freiräume zur Selbstverwirklichung braucht.
• Plattformen bieten, um ein Bewusstsein für ein sozialeres Umfeld zu schaffen: Die Generation der heutigen Jugend pflegt viele Bekanntschaften über Internetforen und -plattformen, ganz einfach per Tastatur und Mausklick. Man braucht weder aus dem Haus zu gehen, noch den Mund zu öffnen. Eine Folge davon ist, dass die «reale» Kommunikation verarmt. Die Verbindlichkeit von Beziehungen nimmt ab und die Menschen entwickeln sich zu Einzelgängern. Dem wollen wir entgegenwirken, denn das Leben findet immer noch draussen statt. Unser Aktionsmonat soll dort anknüpfen, er soll einen Austausch zwischen Jugendlichen ermöglichen, Diskussionen anregen und das Zusammenleben und die Zusammenarbeit von Menschen aus verschiedenen Kulturen und Szenen fördern.
• Mut zur Eigeninitiative machen: Wir wollen am gelebten Beispiel Jugendliche dazu ermuntern, aktiv ihr Lebensumfeld zu gestalten und zeigen, dass es möglich ist, eigene Ideen zu verwirklichen.
Der Aktionsmonat ist auch ein Zeichen gegen Rassismus sowie jegliche Diskriminierung. Die Anlässe und Aktivitäten sind offen für alle, niemand wird ausgegrenzt, jede/r ist willkommen!

Das genaue Programm, alle Daten und wichtigen Informationen findet ihr auf der Homepage von «Jugend Macht!»: www.jugend-macht.ch


07.04.2010 | (A)argrau