Sauvage und 1. Mai in der Kantonshauptstadt

…oder anders gesagt: Meh Polizei, meh Polizei – Mer bruche meh Polizei!


Ohne grosse Vorankündigungen versammelten sich am 30. April in Aarau eine Gruppe von Jugendlichen. Um etwa 21 Uhr wurde in die leerstehende Liegenschaft an der Buchserstrasse 47 eingedrungen. Das kleine Häuschen bot Platz für eine nette Feier zur Einstimmung auf den kommenden 1. Mai. Relativ rasch war die Bar sowie die Technik für die Konzerte aufgebaut. Wenn Strom vorhanden ist, geht halt vieles einfacher. Nach und nach trudelten immer mehr Leute – auch aus anderen Städten – ein. Zu Beginn gab es Reggae aus Zürich, welche sehr schön in die herrschende Stimmung passte. Während einige den Texten lauschten, verbrachten auch etliche Personen die Zeit mit Diskussionen. So wurde Bier getrunken, geplaudert oder Sandwiches verspiesen. Im Party-Raum sorgte danach ein weiterer Zürcher für Stimmung. Diesmal Hiphop auf deutsch sowie türkisch. Leider tauchte danach der angekündigte Elekto-Act nicht auf. Das störte jedoch kaum jemanden. DJs versorgten die Anwesenden noch bis in die frühen Morgenstunden mit tollen Beats. Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht, wurde das Haus am Morgen nach dem gemeinsamen Frühstück wieder verlassen. Die Polizei hielt sich die ganze Zeit sehr zurück. Zwar war sie mehrer Stunden anwesend und machten Notizen sowie anscheinend ein paar wenige Personenkontrollen. Erst als die Besetzer_innen alle wieder weg waren, tauchten sie direkt vor dem Haus auf und schauten sich im Gebäude um. Da die Transparente hängen gelassen wurden, nahmen sie wohl an, dass die Aktivistinnen und Aktivisten wieder kämen würden. An dieser Stelle sein ganz lieb die Polizistin und der Polizist gegrüsst, welche den ganzen 1. Mai im Regen vor dem Haus in ihrem Streifenwagen ihre Stellung hielten.

Im Vorfeld sorgte die Ankündigung des antikapitalistischen Blocks in Aarau für ein wenig Aufsehen. Die AZ-Mediengruppe sowie einige Laden-Besitzer_innen fürchteten sich von den ach so bösen Autonomen. Die Polizei musste natürlich für Sicherheit sorgen. Ab 14 Uhr waren überall in der Stadt kleine Gruppen von Polizisten stationiert und «potentiel gefährliche» Objekte (Polizeiposten, McDonalds etc.) wurden von ihnen beschützt. Natürlich lief auch der Staatsschutz mit wachsamen Auge durch die Stadt. Im Vorfeld der Demo wurde im CityMärt ein Soli-Transparent für Silvia, Billy und Costa aufgehängt. Ausserdem tauchten an verschiedensten Orten in der Stadt Anzündwürfel mit einem kleinen Flyer auf. Darauf war die 20min zitiert, was mensch mit so Anzündwürfel machen könnte. Kurz vor 16 Uhr besammelte sich dann, eine kleine Gruppe für den antikapitalistischen Block und verteilte fleissig Flyer. Da nur sehr wenig Leute anwesend waren, wurde entschieden einfach das Rück-Transpi der Demo zu machen. Die Polizei rechnete wohl nicht mit so einem kleinen Aufmarsch. Trotzdem schienen die Anwesenden als sehr gefährlich eingestuft zu werden und sie wurden während der ganzen Demo von der Polizei begleitet ud gefilmt. Zu Personenkontrollen kam es (ausser bei der JUSO) aber unseres Wissens nicht. Die Demonstration an sich war unspektakulär und so lösste sich die Gruppe bei den Bratwurst-Ständen der SP rasch wieder auf. Es ist sicherlich schade, dass sich nicht mehr Leute am lokalen 1.-Mai-Protest beteiligten. Jedeoch liess mensch so das riesige Polizeiaufgebot ins Leere laufen, was sicher auch der/die Steuerzahler_in freut.

Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder – keine Frage!



Flyer des Bunten Blocks:

Kein Bock auf Arbeit, Lohn und Rente!
Kein Bock auf Kapitalismus!

Kein Bock auf Arbeit! Kein Bock auf Nazis! Kein Bock auf dumme Anmachsprüche! Kein Bock auf noch ein Shoppingcenter! Kein Bock auf Schule! Kein Bock auf Überwachungskameras! Kein Bock auf 5 Wochen Ferien im Jahr! Kein Bock auf «schwule Siech»-Rufe! Kein Bock auf Bussen wegen dem Kiffen! Kein Bock auf Wenk und Flössi! Kein Bock auf Bratwürste am 1. Mai! Kein Bock auf SP & Co! Kein Bock auf Arbeit, Lohn und Rente! Und so kein Bock auf diesen scheiss Kapitalismus!
Die Gewerkschaften und die linken Parteien versprechen uns Jahr für Jahr, Tag für Tag ein besseres, ein sozialeres, ein faireres Leben. Weniger Arbeit! Mehr Lohn! Weniger Boni für die Bonzen! Und so weiter und so weiter. Aber was würde sich dadurch wirklich ändern? So ziemlich nichts!
Wir fordern daher nicht mehr Ferien für alle, gesicherte Renten oder ein sanfteres Vorgehen der Polizei. Und wir glauben schon gar nicht daran, dass sich mit einer rot-grünen Regierung wirklich irgendwas ändern würde! Denn alle diese Komponenten: Regierungen, Arbeitsbedingungen, Politiker, Sozialleistungen etc. können wechseln, variieren, sich verbessern oder sich verschlechtern ohne das sich wirklich was verändert!
Denn einzig mit der Überwindung des Kapitalismus und der Lohnarbeit sowie der Abschaffung des Staates können die herrschenden Verhältnisse, die Ungerechtigkeiten, die patriarchalen Strukturen, die Ausbeutung der Schwächeren und die Zerstörung unseres Planeten gestoppt werden! Und nur dann ist ein anderes, ein freies Leben möglich!
Gegen Staat und Kapital!
Für eine herrschaftsfreie Welt!



Medienmitteilung Bunter Block >>>
Medienmitteilung Kantonspolizei >>>


Mobilisierungs-Transpi am Irie Révoltés Konzert

Sauvage am 30. April von Aussen

Reggae aus Zürich

Bar-Betrieb die ganze Nacht

Blick von der Bar aus

Hiphop auf türkisch und deutscht

After-Party bis in die fürhen Morgenstunden

Solidaritäts-Transparent im City Märt

Kleine Verteil-Aktion vor der Demo

Für Sicherheit wurde gesorgt

Auch hinter der Demo (links mit roter Jacke: Staatsschutz Roth)

Rück-Transpi des Bunten Blocks

02.05.2010 | (A)argrau