Menschenstrom gegen Atom

35000 Franken für einen Spaziergang von Aarau nach Olten


Rund 80 verschiedene Organisationen aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland und Österreich haben zum «Menschenstrom gegen Atom» aufgerufen. Am Ostermontag, 24. Mai 2010, demonstrierten (je nach Angaben) zwischen 3000 und 5000 Menschen gegen die momentane Atompolitik. Auf der Homepage von «Menschenstrom gegen Atom» wurde drei Forderungen aufgelistet, für welche die Organisationen auf die Strasse gehe wollten: «Ausstieg aus der Atomenergie! Keine neuen AKW! Förderung der erneuerbaren Energien!» Das war aber auch schon alles. Kein Auseinandersetzung mit dem momentanen kapitalistischen System und deren Auswirkungen auf die Natur. Die AKWs sind böse und gefährlich, daher müssen sie weg. Mensch hat an diesem Anlass schon fast das Gefühl erhalten, dass wenn wir alle Atomkraftwerke abgeschaltet haben, die Welt dann wunderbar friedlich und alles in Ordnung ist.

Da im Vorfeld keine autonomen, anarchistischen oder antikapitalistischen Gruppen dazu aufriefen, sich in irgendeiner Form am Menschenstrom einzubringen, konnte man schon früh ahnen, wie dieser Tag verlaufen würde. Um ca. 10 Uhr besammelten sich die ersten Demonstrantinnen und Demonstranten in Aarau. Nochmals wurde darauf hingewiesen, dass es einen gewaltfreien und friedlichen Anlass sein. So verschwand die hunderten von Leuten, dann auch schnell aus der Stadt und liefen mit Polizeieskorte durchs nirgendwo. Natürlich, es ist sicherlich schön bei Sonnenschein der Aare entlang zu spazieren, aber wie man so Informationen und die Botschaft des Anlasses nach aussen vermittelt will, ist fraglich. Schon bei der Lancierung dieser Anti-Akw-Kampagne konnte mensch das Gefühl bekommen, dass das alles vor allem eine Medien- und Image-Aktion ist.

So schauten die Organisatorinnen und Organisatoren auch sehr genau, dass alles wie geplant und gewünscht über die Bühne ging. Schon verbale Auseinandersetzung mit AKW-Befürworter_innen oder das Gehen auf der anderen Strassenseite wurde jeweils sofort unterbunden. Und so lief man und lief man – und nach einem kurzen Halt in der heissen Mittagssonne in Niedergösgen, wo es noch ein paar Reden zu hören gab – lief man weiter und weiter. Am Nachmittag erreichten dann die zwischen 3000 und 5000 Personen die Schützi in Olten, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Schon Stunden vorher wurde auf dem Platz für Sicherheit gesorgt, durch Helfer_innen des Menschenstroms sowie durch die Stadtpolizei. Auffällig waren auch dir sicherlich zehn Polizisten, welche in zivil unterwegs waren. Diese hatten wohl doch befürchtet – oder erhofft – dass noch mehr passiert.

Bei der Ankunft des Protestzuges in Olten, wurden noch etliche Fyer verteilt. Diese kritisierten den Anlass, da sich dieser nicht gegen das eigentliche Problem – dem Kapitalismus – richtete. Nebem dem Flugblatt wurden von Einzelpersonen auch noch «Turn it Down»-Sampler sowie Ausgaben des Infozines Aargrau verteilt. Der Abschluss bildeten erneut Reden und Danksagungen (u.A. an die Polizei für ihre Arbeit). Relativ rasch machten sich die meisten Anwesenden wieder auf dem Nachhauseweg, als Steff la Cheff das Kulturprogramm beendet hatte.

Es ist zu hoffen, dass in Zukunft die AKW- beziehungsweise die ganze Ökologie-Debatte nicht den grossen Organisationen überlassen wird, sondern sich auch anarchistische Kreise wieder vermehrt dem Thema widmen und zeigen, dass mehr passieren muss, als lediglich die AKWs abzuschalten!

Turn it Down – Kapitalismus abschalten!

Flyer (PDF) >>>




01.06.2010 | (A)argrau