Abschlusscommuniquée «Jeden Tag einen 1. Mai»

Wir gehen nicht unter in unseren Niederlagen, sondern in den Kämpfen, die wir nicht führen!

Vor dem 1. Mai gab es in Aarau diverse Diskussionen, wie der Tag der Arbeit im Aargau gestaltet werden sollte. Da der 1. Mai dieses Jahr auf einen Sonntag fiel, war in Aarau keine Demonstration angemeldet worden. SP, Gewerkschaften und Co. assen Bratwürste im Schachen und gedachten so den getöteten Arbeiter, wenn neben Wahlkampf und Unterschriftensammeln überhaupt noch Zeit dafür war. Daher kam es überhaupt nicht in Frage, dass sich radikale Linke wie im Vorjahr im «Bunten Block» der parlamentarischen Linken anschliessen würde. Stattdessen kam die Überlegung auf, den Tag der Arbeit als speziellen Tag zu hinterfragen und ihn zu etwas Gewöhnlichem zu machen. Also entschlossen wir – verschiedenste Gruppen und Einzelpersonen aus dem gesamten Aargau – mit der Kampagne «Jeden Tag einen 1. Mai» an 4 Wochenenden im Monat etwas zu machen.

Sechs Tage nach dem Tag der Arbeit, am Samstag dem 7. Mai 2011 fand dann in Aarau der erste Anlass dieser Kampagne statt. Trotz kurzfristiger Schwierigkeiten und spontanen Änderungen konnte im Kasinopark ein Konzert stattfinden. Ab 20 Uhr gab es kühle Getränke, Sandwiches und Musik. Anfangs trat ein talentierter Liedermacher/Songwriter auf. Weiter ging es mit einem Hiphop-Act und zum Schluss animierte eine junge Deutsch-Punk-Band die Besucherinnen und Besucher zu wildem Tanzen. Die Polizei hielt sich den ganzen Abend im Hintergrund. Der Abend kann jedoch von uns als Erfolg verbucht werden und es zeigte sich, dass eine Platzbesetzung in Aarau potential hat und öfters durchgeführt werden kann bzw. sollte. Es wird sicherlich auch nicht die letzte Sauvage gewesen sein.

Für den Samstag eine Woche später war eine grosse Grill-Vokü angesagt, die auf dem Vorplatz vom Kulturzentrum Bremgarten geplant war. Bewohner/-innen von Bremgarten sollten so Berührungsängste mit dem Kulturzentrum verlieren, Vorurteile abbauen, mit uns zusammen vegane Burger essen und einen schönen Abend verbringen. Leider begann es schon am Morgen stark zu regnen und der Burger-Plausch fiel ins Wasser respektive wurde ins KuZeB verlegt. So wurden auch keine Menschen mit einbezogen, die sowieso nicht schon in der alten Kleiderfabrik zu Gast waren, was sehr schade war. Trotzdem war es doch ein schöner Abend, welcher zumindest für uns alle eine persönliche Bereicherung darstellte.

Trotz dieses kleinen Dämpfers waren wir entschlossen, uns wiederum eine Woche später die Einkaufspassage vor dem Neumarkt in Brugg zu nehmen. Da im März ein Konzert einer Reggae-Band im Picadilly von der Stadtpolizei Brugg aufgrund «extremistischer Aussagen und Alkoholverherrlichung» verboten wurde, war geplant, dass diese Band mit uns ein wenig musizieren würde. Wegen einer Terminkollision war dies leider nicht möglich und wir bereiteten uns auf Spiel, Spass, Diskussion und Musik aus einer kleinen Anlage vor. Diesen Samstag Nachmittag fehlte es aber an der nötigen Motivation. Aufgrund dessen und der kleinen Anzahl Aktivistinnen und Aktivisten, welche sich in Brugg einfanden wurde ernüchternd beschloss beschlossen, auf das Intermezzo und spassige Belebung der Einkaufspassage zu verzichten. Stattdessen wurde der sonnige Nachmittag an der Aare verbracht. Wir hatten unseren Spass, was eigentlich die Hauptsache, jedoch nicht das Ziel war.

Am letzten Mai-Wochenende wurde für den Samstagabend zu einer Demonstration in Baden mobilisiert. Über die genaue Ausrichtung der Demo und wie dieser Umzug denn nun aussehen sollte, waren wir uns als Kampagne selber nicht genau einig. Es war ein Fehler, dass dies nicht ganz ausdiskutiert wurde, denn so kamen Menschen mit den unterschiedlichsten Erwartungen an die Demo. Um 20 Uhr besammelte mensch sich neben dem Bahnhof Baden. Dort wurden Getränke zum Einkaufspreis verkauft und elektronische Musik vom Soundmobil gespielt. Mit ca. 70 Personen startete der Umzug mit ein wenig Verspätung. Das Soundmobil gab leider nach wenigen Metern bereits den Geist auf. So zog die Demonstration ohne Musik durch Baden. Auch die Versuche mit Parolen die Demo zu beleben, gelang nicht wirklich. Es ist zu hoffen, dass zumindest mit dem Verteilen von Flugblättern die Passanten etwas zum nachdenken animiert wurden. In der Mitte Badens verlasen wir noch den Text des Flugblattes und es wurde Feuerwerk gezündet. Anschliessend zog die Demo auf einen Sportplatz etwas ausserhalb. Da die Soundanlage nicht repariert werden konnte und die Motivation stetig sank, wurde beschlossen, die Aktion an dieser Stelle zu beenden.

Abschliessend kann gesagt werden, dass einzelne Teile dieser Kampagne sicherlich erfolgreich waren. So kann die Platzbesetzung in Aarau auf jeden fall positiv gewertet werden. Die Mobilisierung für diesen Anlass, sowie für die Demo klappte gut, viele Leute wussten davon. Gekommen sind jedoch enttäuschend wenige. Bei der Demonstration lag es wohl unter anderem auch am Antira-Cup, da sich Demo und das Fussballturnier in Solothurn zeitlich ein wenig überschnitten.
Was es zu verbessern gilt, ist sicherlich die Entschlossenheit und einige interne Punkte, welche reflektiert und unter einander besprochen werden. Mit dem Plan, jedes Wochenende im Mai etwas machen zu wollen, haben wir uns ganz klar ein wenig übernommen. Dazu reichen die Kapazitäten und wohl auch die Motivation (leider) noch nicht. Wir sind als Aargauer Bewegung dennoch gestärkt aus dieser Kampagne hervorgegangen. Als politische Gruppen sowie in persönlichen Beziehungen.

Es wird also sicherlich weiter gehen. In welchem Rahmen oder mit welchen Aktionsformen wird sich zeigen. Denn …
Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder – keine Frage!

Kampagne «Jeden Tag einen 1. Mai»


16.06.2011 | Kampagne «Jeden Tag einen 1. Mai»