Interview zum 1. Antira-Cup in Aarau

Am Samstag, 20. Juni findet der erste Antira-Cup in Aarau statt.

Im Vorfeld konnten wir ein Interviewmit den Organisator*inenn machen. Was es mit diesem antirassitischen Fussballturnier, dem Fanmarsch oder verschiedenen Diskriminierungen auf sich hat, erfahrt ihr hier.

Was kann mensch sich unter einem «Antira-Cup» vorstellen?

Ein «Antira-Cup» ist ein antirassistisches (Fussball-)Turnier. Seit 1997 findet in der Nähe von Modena in Norditalien der «Mondiali Antirazzisti» statt, der von politisch interessierten Fussballfans und Fangruppen organisiert und unter anderem mitlerweile auch von der Europäischen Union unterstützt wird. Das Prinzip eines Fussballturniers mit politischem und antidiskriminierendem Charakter wurde dann von anderen Gruppen in verschiedenen Ländern übernommen. Vor neun Jahren fand dann das erste antirassistische «Grümpelturnier» in Solothurn statt.

Wer seit ihr denn? Wer steckt hinter dem Antira-Cup Aarau?
Wir organisieren uns im Verein «Antirassistische Aktion Aarau», sind aber in unterschiedlichen politischen Zusammenhängen aktiv. Des weiteren erhalten wir tatkräftige Unterstützung vom Infoportal Aargrau, der Antifa Aarau, der Antirepressionsgruppe Aarau und dem Kulturzentrum Bremgarten sowie diversen Einzelpersonen.

Was für Leute Spielen denn am Turnier so mit?
Da wir noch nie ein antirassistisches Turnier organisiert haben, können wir die Frage so nicht beantworten. Wir sprechen jedoch sämtliche Menschen an, die gerne in entspannter Atmosphäre Fussball spielen und sich aktiv mit Diskriminierung auseinandersetzen möchten.

Lohnt es sich auch als Nicht-Fussballer*in vorbeizukommen?
Natürlich, es wird eine Infoveranstaltung von Gerd Dembowski zum Thema Antidiskriminierung und Diskriminierung im Stadion geben. Des weiteren gibt es einen Infostand, Essensstände, Barbetrieb und hoffentlich spannende Spiele. Ausserdem bietet so ein Anlass die Möglichkeit, sich kennenzulernen und auszutauschen.

Und was hat es sich mit diesem sogenannten Fanmarsch auf sich?
Die «Ultras Antifascisti Aarau» organisieren eine koordinierte Anreise und führen einen Umzug vom Aarauer Bahnhof zum Spielgelände durch. Diese bewilligte Demonstration hat zum Ziel, die Thematik von Diskriminierung direkt in die Stadt zu tragen und Menschen auf den Antira-Cup aufmerksam zu machen.

Auch in anderen Städten gibt es seit einigen Jahren Antira-Cup. Steht ihr mit denen in Verbindung? Und was unterscheidet euch evtl. von anderen solchen Anlässen?
Es besteht ein guter Kontakt zu anderen Gruppen, die antirassistische Fussballturniere organisieren und wir versuchen gegenseitig voneinander zu lernen und uns zu unterstützen. Trotzdem klappt auch bei uns die Kommunikation nicht immer reibungslos und wir sind nicht immer gleicher Meinung. Anders als die anderen Antira-Cups in der Schweiz legen wir trotz dem Namen keinen Schwerpunkt auf (Anti-)Rassismus sondern wollen verschiedene Formen von Diskriminierung berücksichtigen und thematisieren. Aber auch wir können nicht sämtliche Diskriminierungsformen aufgreifen, weshalb beispielsweise Transphobie oder Antiziganismus beinahe unerwähnt bleiben.

In eurem kurzen Aufruf schreibt ihr, dass der Antira-Cup auch ein Ort sein soll um «sich auszutauschen» oder «weiterzubilden». Wie soll der «Austausch» und die «Weiterbildung» denn stattfinden?
Es wird einen Infostand geben an dem unter anderem auch Broschüren und Bücher gekauft werden können. Die «Ultras Antifascisti Aarau» haben auch mehrere Texte geschrieben und diese zu einem Flugblatt zusammengefügt, welches als Ausgangslage für Diskussionen gebraucht werden kann. Und wie bereits erwähnt, findet nach der Vorrunde eine Infoveranstaltung von Gerd Dembowski mit anschliessender Diskussion statt.

Wieso habt ihr euch dazu entschieden mit einem Fussballturnier das Thema Rassismus bzw. Diskriminierung aufzugreifen?
Wir spielen alle selber gerne Fussball und schauen auch gerne zu. Ausserdem kann Sport Menschen zusammenbringen und verbinden. Und nicht zuletzt haben wir in vergangenen Jahren eine gute Zeit an anderen Antira-Cups verbracht. Wir sind jedoch ausdrücklich nicht der Meinung, dass Fussball für Diskriminierung prädestiniert ist, sondern dass Fussball und allgemein Sport auch nur die gesellschaftlichen Verhältnisse reflektiert. Und doch bieten Stadien teilweise auch Freiräume und Orte, in denen sich Menschen organisieren können. Bekannte antirassistische Fankurven finden sich zum Beispiel in Deutschland beim FC St.Pauli oder beim SV Babelsberg 03 oder im Schweizer Eishockey beim HC Ambrì-Piotta. Und selbstverständlich gibt es in verschiedenen Ländern bei verschiedenen Vereinen antirassistische Fangruppen, die wichtige und teilweise leider auch gefährliche Arbeit leisten.

Auf euren Flyer macht ihr deutlich, dass es euch nicht nur um Rassimus geht, sondern um Diskriminierung im Allgemeinen. Zu lesen ist auch «no lookism» und «no ableism» – Was soll das bedeuten?
Wir sind gegen eine Einteilung in Kategorien wie «schön» und «hässlich» aus offensichtlichen Gründen. Ebenso sind wir gegen eine Abwertung von Menschen mit Behinderung aufgrund des Fehlens von bestimmten Fähigkeiten.

Was glaubt ihr, was getan werden muss, um solche Diskriminierungs- und Unterdrückungsstrukturen auch im Alltag durchbrechen zu können bzw zu bekämpfen?
Als erstes muss Diskriminierung benannt und thematisiert werden. Dafür braucht es jedoch auch Räume, die sich gegen eine solche aussprechen, um das zu ermöglichen. Und dann müssen wir alle uns intensiv mit uns selber beschäftigen. Niemand ist nicht sexistisch, da wir in einer patriarchalen und somit sexistischen Gesellschaft aufgewachsen sind und noch immer in ihr Leben. Aber wir alle können ständig unser Handeln reflektieren und uns Mühe geben, diskriminierendes Handeln aus unserem Alltag zu verbannen.

Mehr Informationen unter www.antira-cup.ch

25.05..2015